Montag, 23. Januar 2006
Besser nicht so oft in den Spiegel schauen.
krankeshirn, 16:59h
Mein Leserbrief zu
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,396497,00.html
Hi.
Im Artikel wird als "Leistung" der GVU und promedia behauptet:
-"die Schließung der hunderttausendfach aufgerufenen Portalseite "The Realworld", auf der Dateien mittels eines Tauschbörsenprogramms
illegal herunterzuladen waren, insbesondere TV-Serien wie "Friends"
und "24";"
Gegendarstellung/Klarstellung:
Wie immer in der klassischen Presse eine völlig falsche Darstellung.
Auf der Seite wurden lediglich sogenannte Metalinks angezeigt. Das heisst eine Zeichenkette mit einem speziellen Format, das für das ED2k
Protokoll kompatibel ist. Es besteht aus der ed2k:// Kennung, Dateinamen, Dateigröße und Dateihash, getrennt von "|".
SONST NICHTS! Es ist weder ein Ort noch eine IP noch sonst IRGENDEINE Information, die die Beschaffung der Datei ermöglichen könnte
in dieser einen Zeichenkette enthalten!
Diese Information allein ist also für jeden normalen Internetbenutzer nutzlos und ungefährlich.
Man könnte theoretisch auch einfach das "ed2k://" weglassen und die Formatierung und einfach die drei Einzelbestandteile als .csv(comma seperated values)Datei runterladbar machen/anzeigen.
Dann könnte man sich den Metalink selbst "bauen". Eigentlich kann jeder, der die beschriebene Datei besitzt einfach den Hash(Prüfsumme der Datei) mittels eines einfachen Drittprogrammes(es ist eine einfache
mathematische Formel) erstellen und hätte damit auch alle 3 Metalink-Bestandteile(Name, Größe, Hash).
Sind Dateinamen und Dateiangaben schon illegal?
Genau das ist doch der Witz gewesen. Auf "The Realworld" der Webseite befand sich KEINE EINZIGE URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZTE DATEI. Nur sogenannte Metalinks. Zeichenketten. Keine direkten Links. Keine Verweise auf einen Verwahrungsort der Dateien. Nichts dergleichen. Daß sowas schon
illegal ist sollte einem schwer zu denken geben, denn es gleicht dem Verbot auf eine Webseite zu schreiben "um eine Bombe zu basteln gib in Google 'Bombe + Anleitung' ein". Wenn allein schon die Erwähnung und
Beschreibung einer möglicherweise kriminell nutzbaren Verfahrensweise strafbar/illegal wird ist es aus mit freiem Informationsfluss, freier
Presse und so weiter.
(Der eigentliche Download passiert in Peer-to-Peer Netzen immer - wie der Name schon sagt - von einem PEER, das heisst einem anderen Tauschbörsenteilnehmer. KEINE der einschlägigen P2P-Internetseiten beherbergt selbst irgendwelches geschütztes Datenmaterial, geschweige denn herunterladbares. Das ist genau der Witz an allen
Seitenschließungen. Primär die Angst vor unbewältigbaren Anwalts- und Folgekosten, sprich Einschüchterung, ist hier der wirkliche Hebel.)
Wenn schon Information über Information, die Metainformation, krimininalisiert wird, merkt man, daß hier nicht mehr (Grund-)gesetzlich korrekte Handlungsweisen angestrebt werden, sondern
schlicht und ergreifend eine Gängelung der Informationsgesellschaft zu Nutzen der Verwertungsindustrie, für die Informationsrestriktionen
potentiellen Profit bedeuten. Informationsmonopole ermöglichen Wertschöpfungsketten, freier Informationszugang dagegen freie
Meinungsbildung und Bildung unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund. Genau das gilt es für die sogenannten "Urheberrechtsschützer" zu unterbinden. Kultur nur für die, die sie sich auch leisten können. In Wirklichkeit bedeutet das strikte
Verfolgen von "Informationspiraten" nichts anderes als das festmauern der Bildungsbarrikaden und Wissensgradienten, die durch die unterschiedliche Kapitalkraft der sozialen Schichten erst erzeugt
wird. Wer kein Geld hat, um sich genügend Bücher/Filme/Musik kaufen zu können, ist automatisch kulturell exkludiert. Die Spaltung der
Gesellschaft rein kulturell betrachtet ist mitbestimmt durch eine Trennung in die zum Free-TV Verdammten und denen, die den Zugriff auf exklusive Kulturartefakte durch überlegene Kapitalressourcen besitzen.
Das unrestriktierte Internet bietet Möglichkeiten zur Umgehung dieser Hürden und wird folgerichtig von den Profiteuren dieser Segregationsstrukturen
als Erzfeind erkannt und bekämpft. Das Aberwitzige ist, daß der angeblich seine Bürger repräsentierende Staat nun entgegen inzwischen zur Mehrheit gewordenen Masse der Nutzer handelt. Gesetze stellen nämlich nicht Werkzeuge für die Meistbietenden dar, sondern sind Repräsentationsträger der Meinung einer Mehrheit. Einst von einer Mehrheit beschlossen und abgestimmt, sollten sie zur Reglementierung
aller in diese Gesellschaft eintreten Wollenden dienen, um Ordnungsstrukturen zu gewähren. Was aber nun, wenn sich die Meinung der Mehrheit ändert? Normalerweise müsste eine Neukonstituierung der
Gesetze oder ein Austritt aus der Gemeinschaft erwogen werden.
Stattdessen versucht das Organ, das eigentlich einst die Meinung der Mehrheit repräsentieren sollte, eben diese sich so zurechtzustrafen, daß es selbst von Veränderung verschont bleibt. Der Staat ist damit nichts geringeres geworden, als ein zum Eigenleben verselbständigter Golem, der nur noch seinen eigenen Gesetzen, nicht mehr aber den Bedürfnissen
und Ansprüchen seiner ihn einst konstituierenden Mehrheit entspricht.
Und da wundern sich manche, daß die Leute sich die Kultur und Information nehmen, von der sie fühlen, daß sie ihnen zusteht?
Früher galt bei Mundraub Nachsicht bei Diebstahl wenn der körperliche Hunger zu groß wurde. Heutzutage wird kultureller Hunger geschürt; ist es da verwunderlich, daß es mit Kulturgütern genauso passiert?
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,396497,00.html
Hi.
Im Artikel wird als "Leistung" der GVU und promedia behauptet:
-"die Schließung der hunderttausendfach aufgerufenen Portalseite "The Realworld", auf der Dateien mittels eines Tauschbörsenprogramms
illegal herunterzuladen waren, insbesondere TV-Serien wie "Friends"
und "24";"
Gegendarstellung/Klarstellung:
Wie immer in der klassischen Presse eine völlig falsche Darstellung.
Auf der Seite wurden lediglich sogenannte Metalinks angezeigt. Das heisst eine Zeichenkette mit einem speziellen Format, das für das ED2k
Protokoll kompatibel ist. Es besteht aus der ed2k:// Kennung, Dateinamen, Dateigröße und Dateihash, getrennt von "|".
SONST NICHTS! Es ist weder ein Ort noch eine IP noch sonst IRGENDEINE Information, die die Beschaffung der Datei ermöglichen könnte
in dieser einen Zeichenkette enthalten!
Diese Information allein ist also für jeden normalen Internetbenutzer nutzlos und ungefährlich.
Man könnte theoretisch auch einfach das "ed2k://" weglassen und die Formatierung und einfach die drei Einzelbestandteile als .csv(comma seperated values)Datei runterladbar machen/anzeigen.
Dann könnte man sich den Metalink selbst "bauen". Eigentlich kann jeder, der die beschriebene Datei besitzt einfach den Hash(Prüfsumme der Datei) mittels eines einfachen Drittprogrammes(es ist eine einfache
mathematische Formel) erstellen und hätte damit auch alle 3 Metalink-Bestandteile(Name, Größe, Hash).
Sind Dateinamen und Dateiangaben schon illegal?
Genau das ist doch der Witz gewesen. Auf "The Realworld" der Webseite befand sich KEINE EINZIGE URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZTE DATEI. Nur sogenannte Metalinks. Zeichenketten. Keine direkten Links. Keine Verweise auf einen Verwahrungsort der Dateien. Nichts dergleichen. Daß sowas schon
illegal ist sollte einem schwer zu denken geben, denn es gleicht dem Verbot auf eine Webseite zu schreiben "um eine Bombe zu basteln gib in Google 'Bombe + Anleitung' ein". Wenn allein schon die Erwähnung und
Beschreibung einer möglicherweise kriminell nutzbaren Verfahrensweise strafbar/illegal wird ist es aus mit freiem Informationsfluss, freier
Presse und so weiter.
(Der eigentliche Download passiert in Peer-to-Peer Netzen immer - wie der Name schon sagt - von einem PEER, das heisst einem anderen Tauschbörsenteilnehmer. KEINE der einschlägigen P2P-Internetseiten beherbergt selbst irgendwelches geschütztes Datenmaterial, geschweige denn herunterladbares. Das ist genau der Witz an allen
Seitenschließungen. Primär die Angst vor unbewältigbaren Anwalts- und Folgekosten, sprich Einschüchterung, ist hier der wirkliche Hebel.)
Wenn schon Information über Information, die Metainformation, krimininalisiert wird, merkt man, daß hier nicht mehr (Grund-)gesetzlich korrekte Handlungsweisen angestrebt werden, sondern
schlicht und ergreifend eine Gängelung der Informationsgesellschaft zu Nutzen der Verwertungsindustrie, für die Informationsrestriktionen
potentiellen Profit bedeuten. Informationsmonopole ermöglichen Wertschöpfungsketten, freier Informationszugang dagegen freie
Meinungsbildung und Bildung unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund. Genau das gilt es für die sogenannten "Urheberrechtsschützer" zu unterbinden. Kultur nur für die, die sie sich auch leisten können. In Wirklichkeit bedeutet das strikte
Verfolgen von "Informationspiraten" nichts anderes als das festmauern der Bildungsbarrikaden und Wissensgradienten, die durch die unterschiedliche Kapitalkraft der sozialen Schichten erst erzeugt
wird. Wer kein Geld hat, um sich genügend Bücher/Filme/Musik kaufen zu können, ist automatisch kulturell exkludiert. Die Spaltung der
Gesellschaft rein kulturell betrachtet ist mitbestimmt durch eine Trennung in die zum Free-TV Verdammten und denen, die den Zugriff auf exklusive Kulturartefakte durch überlegene Kapitalressourcen besitzen.
Das unrestriktierte Internet bietet Möglichkeiten zur Umgehung dieser Hürden und wird folgerichtig von den Profiteuren dieser Segregationsstrukturen
als Erzfeind erkannt und bekämpft. Das Aberwitzige ist, daß der angeblich seine Bürger repräsentierende Staat nun entgegen inzwischen zur Mehrheit gewordenen Masse der Nutzer handelt. Gesetze stellen nämlich nicht Werkzeuge für die Meistbietenden dar, sondern sind Repräsentationsträger der Meinung einer Mehrheit. Einst von einer Mehrheit beschlossen und abgestimmt, sollten sie zur Reglementierung
aller in diese Gesellschaft eintreten Wollenden dienen, um Ordnungsstrukturen zu gewähren. Was aber nun, wenn sich die Meinung der Mehrheit ändert? Normalerweise müsste eine Neukonstituierung der
Gesetze oder ein Austritt aus der Gemeinschaft erwogen werden.
Stattdessen versucht das Organ, das eigentlich einst die Meinung der Mehrheit repräsentieren sollte, eben diese sich so zurechtzustrafen, daß es selbst von Veränderung verschont bleibt. Der Staat ist damit nichts geringeres geworden, als ein zum Eigenleben verselbständigter Golem, der nur noch seinen eigenen Gesetzen, nicht mehr aber den Bedürfnissen
und Ansprüchen seiner ihn einst konstituierenden Mehrheit entspricht.
Und da wundern sich manche, daß die Leute sich die Kultur und Information nehmen, von der sie fühlen, daß sie ihnen zusteht?
Früher galt bei Mundraub Nachsicht bei Diebstahl wenn der körperliche Hunger zu groß wurde. Heutzutage wird kultureller Hunger geschürt; ist es da verwunderlich, daß es mit Kulturgütern genauso passiert?
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